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Schloß zurückzog, weil eine gewisse reizende Dame ihm ihre Gunst versagt. Er ist mit fast allen Höfen Europas verschwägert, also eine sehr beachtenswerte Potenz. Übrigens ist er hübsch und jung und erstaunlich tugendhaft. Er hätte sich gewiß nicht, wie der Graf Chevreuse, – den vielleicht nur die Verzweiflung über Ihre Untreue dazu getrieben hat! –, an dem berüchtigten Fest der Kavaliere beteiligt, das unter Leitung des Grafen Artois in Gesellschaft der bekanntesten Kurtisanen und im Hotel der Guimard stattfinden sollte. Gott sei dank, daß der Erzbischof rechtzeitig Einspruch erhob! Eine reizende Geschichte übrigens: Hundert der vornehmsten Männer Frankreichs vereinigen sich. Um dem Vaterlande zu dienen? Nein! Der Religion? Noch weniger! All diese Gottheiten der Vergangenheit sind heute veraltet!

Lassen Sie bald von sich hören, teuerste Frau! Der Herr Marquis ist zwar im Augenblick in Straßburg, – erfolgreich beschäftigt mit der Sammlung des einheimischen Adels zu einem letzten Coup gegen Turgot; (die Stimmung ist eine aufs äußerste gereizte) –, er dürfte aber kaum zu Ihrer Intimität gehören.


Graf Guibert an Delphine.
Paris, am 15. März 1776.


Ihr Wunsch, liebenswürdigste aller Marquisen, ist mir Befehl, um so mehr, als ich begreife, daß

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Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 173. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/179&oldid=- (Version vom 31.7.2018)