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Ich wollte durch eine Politik, die eines Alexander würdig war, die Welt reformieren, aber ich sehe ein, unsere Reformen schädigen uns heute noch mehr als unsere Laster. Darum vertausche ich zu meiner Erholung das Schwert, das sich in dem Riesenviehstall Frankreichs als Ersatz für eine Mistgabel als unzureichend erweist, wieder einmal mit der Feder, die wenigstens spitz genug ist, um einzelne Stücke allgemeinen Unrats aufzuspießen.

Die guten Straßburger hätten es freilich lieber gesehen, wenn der andalusische Barbier aus Sevilla sich über spanische Sitten lustig machen würde, als französische Zustände zu kritisieren; ich habe ihnen zu ihrer Beruhigung versichert, daß ich mein Stück gewiß spanisch geschrieben haben würde, wenn Voltaire seine Lettres anglaises englisch und Montesquieu seine Lettres persanes persisch geschrieben hätten. Daß Sie mir übrigens zum Beifall des Kaisers gratulierten, beweist, wie lange – eine Ewigkeit von anderthalb Jahren! – und wie weit Sie von Paris entfernt sind. Nichts kompromittiert heute mehr als der Applaus der Fürsten, und ich würde gestern an meinem Talent irre geworden sein, wenn ich nicht zwischen dem Herrscher Österreichs in der grünen Uniform und Herrn Benjamin Franklin in dem erdbraunen Quäkerrock eine Ähnlichkeit entdeckt hätte: Beide freuen sich über meine Komödie nur darum so

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Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 206. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/212&oldid=- (Version vom 31.7.2018)