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nicht allzu reich an Geist, aber das entzückende Spiel all der erlauchten Komödianten ließ schließlich alles verzeihlich erscheinen. Strahlend vor Stolz nahm die Königin die Huldigungen des illustren Publikums entgegen. Die neuen chinesischen Laternen verbreiteten ein magisches Licht im nachtdunklen Park, als das Theater sich wieder öffnete; man strömte hinaus, man suchte und fand sich.

„Und draußen auf dem Meer wird inzwischen mit Menschenleben um die Zukunft Frankreichs gespielt,“ hörte ich einen Offizier neben mir sagen, einen der vielen, die mehr und mehr vergessen haben, daß es zur Treue gegen den Monarchen gehört, sich auch seinen unrichtigen Maßnahmen kritiklos zu beugen.

Ich sollte bald darauf noch ein Beispiel für den herrschenden Geist der Aufsessigkeit kennen lernen. Der Herzog von Chartres gab zu Ehren seiner geistreichen Freundin Frau von Genlis ein Nachtfest im Park von Monceau, das mit einer Wasserfahrt auf bekränzten Gondeln schließen sollte. Kaum hatte die ganze Gesellschaft Platz genommen, als sich herausstellte, daß sämtliche Ruderer betrunken waren. Erschrocken drängte alles hinaus. In diesem Augenblick sagte ein kleiner Kapitän laut zu unserem edlen Gastgeber: „Wir Franzosen machen auf dem Wasser anscheinend stets dieselben schlechten Erfahrungen.“ „Und trotzdem

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Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 270. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/276&oldid=- (Version vom 31.7.2018)