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Freude zu erschließen, auch wenn mein Dank dafür in nichts besteht, als im jus primae noctis. Das ist lateinisch, schönste Frau; ich lernte die drei Worte, in denen sich meine ganze Kenntniß der klassischen Sprache erschöpft, von Herrn von Beaumarchais und bitte Sie, sie sich von ihm –, der mit uns in Larose und mein gefährlichster Nebenbuhler sein wird! – erklären zu lassen.

Übrigens wird noch eine dritte Schülerin von L'Abbaye aux Bois unter den Gästen sein: Die Prinzessin d'Hénin. Es wird also an Beweisen dafür nicht fehlen, daß trotz Rousseau und seiner jüngsten Nachfolgerin in der Predigt von der freien und naturgemäßen Kindererziehung der Madame d'Epinay die des Klosters noch immer die beste ist, sie gab uns die reizendsten, die vorurteilslosesten, die liebenswertesten Frauen. Mit einer Grazie ohnegleichen hat sich die Prinzessin in das Verhältnis ihres Gatten zu Mademoiselle Arnould gefunden. Als eine Tugendhafte aus dem Salon Necker sie kürzlich bedauern wollte, sagte sie achselzuckend: „Was wollen Sie?! Mir sind Männer, die nichts zu tun haben, antipathisch. Der Prinz hat doch nun wenigstens eine Beschäftigung.“ „Hat er denn keinen andere?“ frug die Tugendhafte malitiös, „Bei mir jedenfalls nicht!“ antwortete lächelnd die Prinzessin.

Ich greife schleunigst nach Siegellack und Petschaft, ich gerate ja fast in die Gefahr, meinen

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Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 287. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/293&oldid=- (Version vom 31.7.2018)