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die Luft, Taschentücher wehten, – lauter weiße Fahnen –; als der Marquis endlich mit den Füßen wieder den Boden berührte, streckten sich ihm hunderte von Händen entgegen. Und breite, schmutzige Fäuste umklammerten seine schmale Aristokratenhand. Alles in mir empörte sich beim Anblick dieser Berührung. Ich versuchte, mich hinaus zu drängen. Da traf mein Blick von ungefähr einen anderen Uniformierten, der neben Lafayette stand: dies scharfgeschnittene Profil, diese stahlblauen Augen, diese hellen blonden Haare waren mir bekannt, ja vertraut. Friedrich-Eugen! Das Erstaunen löste den lauten Ruf von meinen Lippen. Er hörte mich nicht; er sprach – fast freundschaftlich, wie mir schien – mit jenem Buckligen, und seine braun gebrannten Wangen färbten sich dabei mit einem leisen Rot, seine schmalen Lippen umspielte ein Lächeln, – er freute sich dieser Begegnung!!

Ich wäre außer stände gewesen, den alten Freund zu begrüßen, und bahnte mir mit den Ellenbogen den Weg hinaus.

Als ich ziellos durch die Straßen stürmte, führte mich der Zufall – oder das Schicksal?! – an Gagliostros Haus vorbei. Ich zögerte unwillkürlich und schaute hinauf. Der Meister stand am offenen Fenster. Etwas wie ein teufliches Grinsen, das ich nie vorher an ihm gesehen hatte, verzerrte seine Züge. Mit der großen gelben Hand winkte er mir

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Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 295. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/301&oldid=- (Version vom 31.7.2018)