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Es gibt nur zwei Wege für mich: entweder wir löschen aus, was uns trennte, und reichen uns als gereifte Menschen, die über kindische Torheiten zu lächeln lernten, die Hand, oder –, ich gehe. Ich habe Sie bitter gekränkt – ich weiß es – ich habe aber auch bitter um Sie gelitten! Darum verzeihen Sie mir, wenn ich Ihnen Unrecht tat, und ich will den Stachel aus meinem Herzen reißen, der noch immer in ihm brennt.

Ich erwarte keine schriftliche Antwort. Sie sollen sich nicht, von irgendeinem äußeren Einfluß gezwungen, an den Schreibtisch setzen, und ich will nicht eins jener Billette von Ihnen lesen müssen, aus dem ich nicht zu sehen vermag, ob sein Inhalt Empfindung oder Höflichkeit ist. Wir sehen uns heute in der Akademie. Ein Blick von Ihnen wird mir mehr sagen können, als viele Worte.



Prinz Friedrich-Eugen Montbéliard an Delphine.
Versailles, den 13. April 1782.


Was ich gestern nicht auszusprechen vermochte, weil ich fürchtete, der lange zurückgedämmte Strom meiner Gefühle möchte nur zu stürmisch emporquellen, das muß ich Ihnen heute sagen: Ich danke Ihnen für Ihren Blick, für Ihren Händedruck; ich danke Ihnen dafür, daß Sie leben, daß ich Sie sehen darf!

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Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 304. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/310&oldid=- (Version vom 31.7.2018)