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Männer wie er sind zugleich die Voraussetzung und die Konsequenz solcher Frauen.

Weißt Du, Geliebteste, daß ich meiner Schweigsamkeit wegen bekannt bin?! Vor Dir werde ich zum Schwätzer: jedes kleinste Ereignis, jedes vorüberhuschende Gefühl, jeden auftauchenden Gedanken habe ich das Bedürfnis, Dir mitzuteilen. Ich glaube, diese vollkommene geistige Hingabe unterscheidet Liebe von Liebelei.


Prinz Friedrich-Eugen Montbéliard an Delphine.
Etupes, den 26. Oktober 1782.


Mit den letzten, blassen Rosen aus Etupes sende ich diesen Gruß, Du Einzige, zu Dir. Ich ging allein durch die verwachsenen Laubengänge, und, tiefer Andacht voll, sank ich vor dem Tempel der Venus in die Kniee. Wie eine Erleuchtung kam es über mich: seitdem ich Dich einstmals dort fand, Delphine, habe ich Dich nie verloren!


Prinz Friedrich-Eugen Montbéliard an Delphine.
Straßburg, den 3. Januar 1783.


Der Kurier brachte mir heute früh die erschütternde Nachricht, daß der Neffe des Kardinals, der Prinz Rohan-Guéménée Bankrott gemacht hat. Ich teile sie Dir, Geliebteste, unverzüglich mit,

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Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 329. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/335&oldid=- (Version vom 31.7.2018)