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lagen bereit, die ja von jeher die Voraussetzung aller Experimente waren. Je länger die Versuche resultatlos blieben, desto erregter wurde der Kardinal. „Ich bin verloren – ich und sie“ schrie er schließlich in fassungsloser Verzweiflung. Und als der Graf als Antwort grell auflachte, stürzte er sich auf ihn, packte ihn mit eisernem Griff an die Kehle und brüllte mit der Stimme eines wilden Tieres: „die Million oder –.“ Wir rissen ihn los und während ich noch um den Tobenden beschäftigt war, verließ Cagliostro mit dem Marquis das Zimmer.

Rohan reiste gestern nach Paris. Der Marquis hat sich mit dem Schwindler eingeschlossen; er vertraut ihm um so mehr, als er seine Kräfte nun für sich allein in Anspruch nehmen zu können hofft.

Nur Sie, teuerste Cousine, können den Verblendeten retten und damit Ihre eigene Existenz. Was Sie auch immer von ihm trennen, was Sie in Laval festhalten mag, kommen Sie rasch! Könnten Sie den Marquis sehen, wie er gebeugt, mit zitternden Knieen durch die Straßen schleicht, rotgeränderte, des Schlafs entwöhnte Augen über den spitz hervortretenden Backenknochen, – das Mitleid würde Sie zu ihm führen, auch wenn er Ihnen ein Fremder wäre.


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Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 357. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/363&oldid=- (Version vom 31.7.2018)