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gewesen, uns über die bedeutungsvollen Ereignisse der letzten Zeit mit Ihnen zu unterhalten.

Herr von Calonne ist von der Not zu einem Schritt genötigt worden, der unter Umständen der Anfang konstitutioneller Entwicklung sein kann, – freilich nicht mit ihm, sondern gegen ihn. Im Kreise Neckers herrscht nur die eine schwere Besorgnis, daß er, der nur von Augenblickssorgen getrieben und von Augenblickserfolgen geblendet wird, töricht genug sein könnte, die finanziellen Verhältnisse in einer Weise zu enthüllen, die nur geeignet wäre, die Autorität der Regierung zu untergraben. Necker, der mir, – das möchte ich gerade Ihnen anvertrauen, der gegenüber ich mich seinerzeit so rückhaltlos gegen den damaligen Minister aussprach, – unter vier Augen mitteilte, daß er mit vollem Bewußtsein dessen, was er tat, im Compte rendu von 1781 die Wahrheit verschleierte, hegt nach dieser Richtung die ernstesten Befürchtungen.

Wissen Sie etwa Näheres?

Es wäre vielleicht noch möglich, wenn man beizeiten die nötige Kenntnis davon besäße, folgenschwere Entschlüsse rückgängig zu machen. Schreiben Sie mir, bitte, auch von Ihren nächsten Plänen. Bleiben Sie bis zur Notabelnversammlung in Froberg? Mein Dienst führt mich vielleicht nach dem Elsaß und ich möchte nicht verfehlen, der schönsten Frau Frankreichs die Hand zu küssen.

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Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 411. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/417&oldid=- (Version vom 31.7.2018)