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erhob sich; den Augenblick benutzte der Herzog von Chartres, – es wird mir schwer, ihn mit dem Titel seines vornehmen verstorbenen Vaters Orleans zu bezeichnen, – und erklärte das Vorgehen des Königs für ungesetzlich.

Eine kurze Pause allgemeiner Verblüffung, die aber leider niemand benutzte, um dem neuen Volkshelden die Krone anzubieten, obwohl Madame de Genlis die Rolle der Pompadour schon ohne Souffleur zu spielen imstande ist.

„Weil ich es will, ist es gesetzlich“, tönte des Königsstimme scharf und hell durch den Saal. Und der Hof zog sich mit seinem Gefolge zurück.

Heute ist der verbannte Herzog der Märtyrer der Volksfreiheit! Ich kenne eine erkleckliche Zahl Glieder des dritten Standes, die bitterlich um ihn weinen: die kleinen Mädchen aus den Singspielhallen, die Venuspriesterinnen vom Palais-Royal.

Possen, wie diese, erinnern mich an Sankt Nikolas, mit dem man uns als Kinder schreckte; wenn die „große Revolution“, mit der man die Erwachsenen zu schrecken sucht, nichts anderes aufzuführen weiß, als daß sie mit der Rute droht, mit faulen Äpfeln wirft und bunte Pfefferkuchen verteilt –!

Ach, wenn die Tage von Chantilly noch einmal wieder kämen Wir sind doch noch so jung, schönste Delphine!




Empfohlene Zitierweise:
Lily Braun: Die Liebesbriefe der Marquise. München 1912, Seite 439. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Liebesbriefe_der_Marquise_(Braun).djvu/445&oldid=- (Version vom 31.7.2018)