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am hiesigen Collegium, und seiner Stellung und seines Amtes wegen, wohnt er jetzt hier, zwischen unserm Hause und eurer edeln Wohnung ist nur eine Scheidewand.“ (Die Militärstation und das Collegium standen in einer Linie und waren fast mit einander verbunden: die erstere nannte man den östlichen öffentlichen Hof, und das letztere den westlichen öffentlichen Hof, und jenseits des Gartens war ein Streifen unbebauten Landes, das dem Collegium zugehörte.)

Die Dienerin rief freudig aus: „So ist ja der edle junge Herr unser ganz naher Nachbar! Ich muss mich schämen, dass ich euch nicht früher kannte! Ich will gleich meinem jungen Fräulein eure Bedingung mittheilen, unter der ihr das Tuch ausliefern wollt!“

Der junge Mann aber sagte: „Dürfte ich wohl so dreist sein, nach den holden Namen des jungen Fräuleins und ihrer hübschen Dienerin zu fragen?“

Das Mädchen erwiderte: „Meines jungen Fräuleins Name ist Keaou Lẅan, sie ist der Liebling meines greisen Herrn; eure niedere Sclavin ist ihre Busenfreundin und mein Name ist Minghea[1].


  1. Manche der chinesischen Dienerinnen sind sehr gebildet, und leben oft in dem vertrautesten Umgang mit ihren Herrinnen. Einige sind Kinder angesehener Familien, die aus Mangel und Armuth dazu gezwungen sind, ihre Töchter als Sclavinnen zu verkaufen; andere werden von alten Unterhändlerinnen gekauft und in verschiedenen Dingen unterrichtet und gebildet.
Empfohlene Zitierweise:
unbekannt, Adolf Böttger (Übersetzer): Die blutige Rache einer jungen Frau. Wilhelm Jurany, Leipzig 1847, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_blutige_Rache_einer_jungen_Frau.djvu/017&oldid=- (Version vom 31.7.2018)