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Ich kümmere mich nicht mehr um Schminke und Schönheitsmittel, und mein Haupt ist, Besen gleich, verwildert. –

Braut und Bräutigam in getrennten Ländern – o peinlich ist der Gedanke! –

Wer blickt jetzt mit mir in den schneeweissen Mond, oder auf die im Winde wogenden Blumen? –

O, wehe dem Gatten und der Gattin, in der Lenzzeit der Jugend und Schönheit –

Träumen sie vergebens den Traum vom Schmetterling und von der Rose[1]. –

Während ich in dem Winde stehe oder in den Mond starre, gibt es keinen Ersatz für meine Einbildung, –

Kalt und freudlos ist mein Kissen, und die Träume der Nacht ängstigen mich! –

Einmal des Nachts träumte ich, dass mein Geliebter um eine Andere buhle, –

Und, als ich am Morgen erwachte, hatte, ohne zu wissen, der Gram mein jugendliches Gesicht gealtert! –

Wir schwuren, dass die Götter unsere Untreue mit ihrem Donner bestrafen möchten und mit dem rächenden Blitze, –

Und die Göttin Heuen neu rief unsern Schwur durch alle neun Himmel aus! –


  1. Bezieht sich auf die ehelichen Freuden und Rechte.
Empfohlene Zitierweise:
unbekannt, Adolf Böttger (Übersetzer): Die blutige Rache einer jungen Frau. Wilhelm Jurany, Leipzig 1847, Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_blutige_Rache_einer_jungen_Frau.djvu/064&oldid=- (Version vom 31.7.2018)