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antwortete, ohne zu wissen, was. Ein Weilchen darauf, da das Werk beendet war, rief ihn seine Frau zu Tische, worauf er sich sogleich einstellte. Seine Mutter fragte ihn: „Warum kamst Du nicht gleich als ich Dich rief.“ Seaou ho erwiderte: „Ich war eben bei dem Unterschied zwischen leichten und strengen Strafen.“ „Nun sag einmal,“ meinte die alte Frau, „was erwartet einen Sohn, der auf sein Weib hört und seiner Mutter nicht gehorcht?“ „Enthauptung,“ antwortete ganz unschuldig Seaou ho. Seine Mutter, die durchaus nicht glaubte, dass der Scherz so tragisch enden würde, erzählte diese Geschichte dem Kaiser. Dieser fühlte sich dadurch ausserordentlich ergriffen und wünschte dass er Seaou ho verzeihen könnte. Aber fürchtend, dass, wenn er den ersten Verletzer des Gesetzes begnadige, seine Gesetze künftighin nicht beachtet würden, so liess er den von den Sternen übel berathenen Kopf des Seaou ho von seinem Körper auf dem Markte trennen. Dieses blutige und grausame Beispiel war ganz wohl darauf berechnet, das Volk vor ähnlichen Scherzen zu bewahren, als auch die Gesetze in Achtung zu erhalten; der europäische Leser mag sich des ehernen Stieres erinnern, welchen der geschickte Perillus dem Tyrannen Phalaris zum Geschenk machte.



Empfohlene Zitierweise:
unbekannt, Adolf Böttger (Übersetzer): Die blutige Rache einer jungen Frau. Wilhelm Jurany, Leipzig 1847, Seite 99. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_blutige_Rache_einer_jungen_Frau.djvu/101&oldid=- (Version vom 31.7.2018)