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So nanntest du mich gestern, – o könnt’ ich’s heute sein!

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Ich hab’ nichts mehr auf Erden, als dich, mein Held, allein.“


Da zieht sie aus dem Schreine ihr Schwanenflügelpaar
Und drückt mit weißen Händen den güld’nen Helm in’s Haar,
Sie wiegt die wucht’ge Lanze und lächelt weh und hold
Und schwingt sich um den Nacken des zieren Schildes Gold.

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„Wohl weiß ich, daß nicht Odin mein weiches Herz beseelt:

Nun mag die Liebe sühnen, was Liebe hat gefehlt!
Einst stählte er zum Kampfe der Jungfrau reinen Leib, –
Heut’ mag die Liebe stählen zum Kampf ein liebend Weib!“

Er schwingt sich in das Fenster, sie küßt ihn noch einmal,

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Da schickt der Tag herüber den ersten Rosenstrahl, –
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Hertz: Gedichte. Hoffman und Campe, Hamburg 1859, Seite 195. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Gedichte_(Hertz_W)_201.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)