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schon in den Augendeckel gebissen, aber er schlägt die Augen nicht auf.“

„Guten Abend,“ rief Vielliebchen vom Nacken des Mädchens. „Ist Ihnen Ihr Mensch gestürzt? Ach Gott, springen Sie doch lieber ab und kommen Sie herüber zu mir. Ich nehme Sie auf meinem Vieh mit zur Stadt.“

„Ach, nein, das geht nicht,“ pfiff Zinnoberchen, „ich würde den Schwächling schon gern verlassen, da er doch bald krepiert, der Kerl. Aber erst muß er mich doch noch nach unserem Bergwerk zurücktragen.“

„Ah, ah, Sie sind aus einem Bergwerk,“ wunderte sich die Stadtflöhin laut. „Sie sind wohl zum Tanzvergnügen in die Stadt gekommen?“

„Ja, hm, hm,“ meinte die Flöhin Häcksels, welche sich ärgerte, daß die Rednerin kein Floh war, den sie hätte ins Bergwerk einladen können. Doch ihren Auftrag, Männer zu suchen, wollte sie nicht gleich verraten.

Der Kopf der „Königin der Nacht“ bog sich eben ganz nah über Häcksels Kopf, und die beiden Flohfrauen konnten sich schweigend betrachten, indessen die maskierte Menschenfrau die Westentaschen des besinnungslosen Bergmannes nach Geld durchsuchte. Als sie

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Max Dauthendey: Geschichten aus den vier Winden. Albert Langen, München 1915, Seite 102. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Geschichten_aus_den_vier_Winden_Dauthendey.djvu/103&oldid=- (Version vom 31.7.2018)