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Waggon gestiegen war. Und ich kam nicht mehr los und saß dort bei Strömstad auf einer Insel im Meer und ließ mir neue Ohren wachsen, und soviel Haare ich sonst auf dem Kopf hatte, so viele Augen schien ich jetzt im Kopf zu haben. Mein Herz, das sonst in Deutschland im Gewohnten und Althergebrachten eingekapselt saß, flutete und löste sich und wurde wie das Herz Adams am Tag, da Gott ihm das Paradies zeigte und alle Bäume.

Die Insel, auf der ich saß, und wo ich die Reisebillette meiner anderen beiden großen Reiserouten in Schweden verfallen ließ, hieß Koster. Es ist eine Insel im Kattegat, und sie wird dreimal in der Woche von einem Dampfschiff angelaufen, das den Weg in dreiviertel Stunden von Strömstad zurücklegt und die Post bringt. Das macht aber nichts, wenn auch die Post dreimal in der Woche dorthin kommt, diese Insel ist und bleibt doch für mich immer und ewig ein Pünktchen am Ende der Welt.

Schon „am Ende der Welt“ angekommen zu sein – nachdem man noch zweiundzwanzig Stunden vorher in Berlin die Automobile rasen sah –, das ist etwas Verblüffendes und Erstaunliches, und ich habe mir vorgenommen,

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Max Dauthendey: Geschichten aus den vier Winden. Albert Langen, München 1915, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Geschichten_aus_den_vier_Winden_Dauthendey.djvu/12&oldid=- (Version vom 31.7.2018)