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ihrer Nähe und hörte nur aus Briefen meiner Freunde, daß jene Frau ihrem Mann Gleiches mit Gleichem vergolten und sich einen Freund genommen hatte, einen jungen Kaukasier, mit dem sie fortgereist war, um ihre gereizten Gefühle zu beschwichtigen. Später hörte ich, daß sie diesen Freund wieder verlassen, ihr und Dagons Kind zu sich genommen habe und in verschiedenen Weltteilen allein herumreise. Sie hatte nach dem Tode ihrer Mutter ein Vermögen geerbt, und da ihr die Arbeit keine Freude mehr machte, lebte sie in dem Genuß des Müßiggangs. Die Liebeslust und die Arbeitslust waren in ihr abgetötet. Sie lebte dem Kinde, das sie fernhalten wollte von dem Unheilschatten jenes Mannes, dem sie glaubte entronnen zu sein.

Er aber lebte wie ein Junggeselle, bald hier, bald dort, in den verschiedensten Städten, vertiefte sich in Wissenschaften, wie er sich in Frauen vertiefte, hastig, blendend und geblendet.

Dann plötzlich eines Tages, als ich in jene Großstadt kam, wo Claudia und Dagon vorher gewohnt hatten, hörte ich, daß beide wieder zusammenlebten. Ich besuchte sie. Da hingen im Korridor große welke Kränze mit

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Max Dauthendey: Geschichten aus den vier Winden. Albert Langen, München 1915, Seite 162. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Geschichten_aus_den_vier_Winden_Dauthendey.djvu/163&oldid=- (Version vom 31.7.2018)