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reißen sie sie auf vor Schrecken und gequält von dem stechenden, kaltweißen Bogenlicht der Straße und von den wütend jagenden Automobilen.

Um zwei Uhr, drei Uhr, vier Uhr nachts rücken die armen Vögel immer noch unruhig hin und her, zu müde, um wach sein zu können, und zu wach gehalten, um einschlafen zu können.

Ich kam mir unbehaglich wie ein großer wandelnder Turm vor, solange ich vor den winzigen Vögelchen stand, und so ging ich weiter, an den Glaswänden der Schaufenster entlang. Es ist da auch ein Blumenladen, den eine Dame besitzt, die am Tage immer mit schönen frauenhaften Bewegungen frische Blumen dort ausstellt, geschmackvoll in Vasen und Körben geordnet, und die ein Band oder ein Buch in die Nähe der Blumen legt und an den grauen Wandschirm, der im Hintergrund des Schaufensters steht, ein Bild hinhängt, das einer beliebten Tänzerin, oder einen alten Kupferstich, darstellend eine längst verstorbene Prinzessin.

Hier erhole ich mich etwas von meinem Leid. Vielleicht leiden abgeschnittene Blumen ebensoviel wie eingesperrte Vögel. Aber sie

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Max Dauthendey: Geschichten aus den vier Winden. Albert Langen, München 1915, Seite 179. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Geschichten_aus_den_vier_Winden_Dauthendey.djvu/180&oldid=- (Version vom 31.7.2018)