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ist, ehe ich zu meiner Haustüre komme, noch solch ein exotischer Sklavenmarkt. Dort sitzen im Schaufenster neben kleinen Affen und Papageien in winzigen Käfigen weiße Mäuse und in Gläsern Laubfrösche.

Kein Schaufenster von ganz Berlin ist am Tage so von Leuten aller Stände besucht wie dieses, an dem ich immer vorüber muß, wenn ich aus dem Hause trete. Dort habe ich Bekanntschaft gemacht mit einem Mammosettäffchen. Ich habe keine Ahnung, warum das Tier Mammosett heißt. Aber der Name steht auf einem Zettel am Käfig. Und ich denke immer, der Name müßte von Mimose kommen, da das Tier von mimosenhafter Empfindsamkeit ist. „Wird sehr zahm“ steht auch daneben. Das glaube ich gern. Gewöhnlich, wenn die Tiere sehr zahm geworden sind, sterben sie weg, wie jenes Pferd, von dem der Bauer behauptete, daß es von der Luft allein leben könnte, und das starb, als es sich eben ans Hungern gewöhnt hatte.

Mammosett erschien um die Weihnachtszeit im Schaufenster. Trotzdem es in diesen Tagen Lawinen schneite, blieben alle Leute stehen, um Mammosett zu betrachten. Das winzige, nur handgroße Äffchen ist „das kleinste Äffchen

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Max Dauthendey: Geschichten aus den vier Winden. Albert Langen, München 1915, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Geschichten_aus_den_vier_Winden_Dauthendey.djvu/182&oldid=- (Version vom 31.7.2018)