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ihr fliehendes Leben mit seinem innersten Wunsch.

„Ich glaube dir. Du bist unschuldig. Wir haben beide keine Schuld und wollen glücklich und ruhig weiterleben,“ sagte er laut zu der Kranken, deren Kopf erschöpft auf die Seite sank, während ihre Augen ihn halbverklärt betrachteten.

„Ich will schlafen, und wenn ich aufwache, will ich mit dir glücklich sein wie früher,“ sagte die Frau mit schwacher Stimme.

Seine Hände betteten ihren Kopf sorgsam in die Kissen. Er wachte dann zwölf Stunden an ihrem Bette, und in all der Zeit hielt er ihre Hände in seinen Händen.

Nach zwölf Stunden schlug die Frau einen Augenblick die Augen auf, und als sie sein Gesicht neben sich sah, lächelte sie.

„Schlafe dich gesund!“ sagte ihr Mann. Sie schloß wieder die Augen und schlief noch einmal zwölf Stunden. Und nach der vierundzwanzigsten Stunde saß der Mann immer noch wach an ihrem Bett und hielt ihre Hände[1] fest wie in der ersten Stunde.

Sie schlug die Augen auf, und als sie ihn immer noch neben sich sah, war sie glücklich und gestärkt und fühlte, daß sie zum Leben


  1. Vorlage: Händ
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Max Dauthendey: Geschichten aus den vier Winden. Albert Langen, München 1915, Seite 239. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Geschichten_aus_den_vier_Winden_Dauthendey.djvu/240&oldid=- (Version vom 31.7.2018)