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Sie legen uns eine Eiskompresse aufs Herz. Dafür bin ich Ihnen eigentlich doch dankbar. Sie leuchten wie ein Scheinwerfer in uns hinein und erzählen uns dann Märchen, die Sie in uns gesehen haben, wie ein Großpapa seinen Enkeln Gruseln macht. Und recht belehrende Märchen sind das, das muß ich sagen.“

Die Russin ereiferte sich aber und meinte:

„Jedenfalls ist die Gewitterstimmung hier zerstört. Ich bin dagegen, daß man die Menschen von ihren Handlungen, die sie tun müßten, durch solch haarsträubenden Anschauungsunterricht vom blinden Leidenschaftsweg abschreckt. Jetzt wird Ulrike sicherlich nicht heute Abend mit dem Offizier auf das Scheinwerferboot gehen wollen. Der Student und der Drogist sind durch Tod abgeschafft. Ich finde, der Erzähler solcher Märchen müßte jetzt wenigstens neue Menschen und neue Ereignisse herbeischaffen. Denn damit, daß eine erzählte Geschichte aus ist, ist doch nicht das Leben der Zuhörer aus. Wir leben weiter und wollen erleben.“

„Hier kommt schon neues Leben,“ rief Ulrike.

Mit dem Wirt traten zum Gartentor zwei fremde Herren in den Garten herein. Sie trugen

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Max Dauthendey: Geschichten aus den vier Winden. Albert Langen, München 1915, Seite 354. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Geschichten_aus_den_vier_Winden_Dauthendey.djvu/355&oldid=- (Version vom 31.7.2018)