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46. Einer Papegayen.

     Die Frembden ehrten mich / mein Herr der war mier huld /
     Daß ich Gestorben bin ist meine Zunge Schuld /
Ich / weil ich meiner Fraw den Titel recht gegeben /
Verlohr baldt ihre Gunst / und auch zugleich mein Leben.

47. Einer Ganß.

     Der Flügel bestes theil führt führt manches Fursten Handt /
     Die Gurgel traget Zwirn / die Federn ehrt das Land /
Wird dieser schlechte Reim auff das Privat genommen /
So ist die Grabeschrifft zu ihrem Cörper kommen.

48. Einer Fliegen.

In einer Buttermilch verlohr ich Geist und Leben /
Ein zarter Weiber Bauch hat mir das Grab gegeben.
     Sey nicht Domitian vergönne mir die Ruh'
     Und schließ in dieser Grufft die forder Thüre zu.

49. Eines Flohes.

     Ein schwartzer Rittersman fiel durch ein weisses Weib /
     Indehm er ohne scheu betrat den zarten Leib.
Doch ist sein alter Ruhm nicht gantz und gar vertorben /
Indehm er eben so wie Curtius gestorben.

50. Eines Todtengräbers.

Der Bader wäscht sich selbst / der Schneider kan sich kleiden /
Der Koch darff ohne Koch nicht seine Mahlzeit meiden.
Ich / der ich vor begrub die klugen und die Narren /
Kan nun / wie sichs gebührt / mich selber nicht verscharren.

Empfohlene Zitierweise:
anonym (Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau): Hundert Grab-Schrifften.. , Breslau (?) 1662, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_HvW_Grabschriften_23.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)