Seite:De Induction in rotirenden Kugeln (Hertz) 095.png

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THESEN.


1. Ein Fehler von des wahren Werthes bildet die Grenze für die wünschenswerthe Genauigkeit, ein Fehler von des wahren Werthes die Grenze für die mögliche Genauigkeit in der Bestimmung einer physikalischen Constanten; genauer als bis auf ihres Werthes lässt sich kaum eine physikalische Constante auch nur definiren.

2. Obgleich es verfehlt sein würde, im Verlaufe einer Untersuchung eine vorgefasste Meinung beständig festzuhalten, so ist doch im Beginn der Untersuchung eine solche vorgefasste Meinung nicht nur nicht schädlich, sondern sogar nothwendig.

3. Die untergeordnete Stellung, welche in dem Gymnasialunterricht die Studien mathematischen und naturwissenschaftlichen Inhalts gegenüber den humanistischen Studien einnehmen, ist gerechtfertigt.




VITA.


Henricus Rudolphus Hertz Hamburgensis natus sum die XXII mensis Februarii a. h. s. LVII, patre Gustavo F. Hertz, L. U. D., matre Elisabetha, quos bona valetudine frui magnopere gaudeo. Fidem profiteor evangelicam.

Accepto a. h. s. LXXV, mense Martio, gymnasii Hamburgensis testimonio maturitatis, quum architecturae civili operam navare tunc mihi esset consilium, primum quidem Francofurti quotidiana exercitatione eius artis elementa addidici, ut praescribebant leges; deinde academias frequentavi polytechnicas Dresdensem et Berolinensem, ubi studiis incubui praecipue mathematicis et physicis. Militandi officium praestiti Berolini ab octobre anni LXXVI ad octobrem anni LXXVII. Ex quo tempore, immutato consilio, totum me tradidi studio scientiae physicae, interfui per bis sex menses in universitate Monacensi scholis, frequentavique per reliquum ad hunc diem tempus hanc academiam Berolinensem, a cuius ordine philosophorum etiam mihi delatum est praemium mense Augusto superioris anni.

Magistris glorior viris doctissimis: Aron, Baeyer, Beetz, Bezold, Borchardt, Fuhrmann, Helmholtz, Jolly, Königsberger, Kirchhoff, Kummer, Lösche, Narr, Pringsheim, Rüdorff, Schultze, Zeller.

Quibus omnibus optime de me meritis gratias ago maximas, imprimis viro illustrissimo Helmholtz, qui quod tempus exercitationibus laboratorii eius interfui, elementissimis semper me censiliis adiuvare et augere voluit.[1]


  1. WS Übersetzung: Ich, Heinrich Rudolf Hertz aus Hamburg, wurde geboren am 22. Februar im Jahre 57 dieses Jahrhunderts, vom Vater Gustav F. Hertz, L. U. D., und der Mutter Elisabeth, welche sich guter Gesundheit erfreuen – des bin ich sehr froh, bekenne mich zum evangelischen Glauben. Nachdem ich im Jahre 75, im Monat März, das Reifezeugnis vom Hamburger Gymnasium erhalten habe, habe ich zunächst den Entschluss gefasst, für die bürgerliche Architektur reichlich Arbeit zu betreiben, zu Frankfurt mit täglicher Übung die Einzelheiten dieser Kunst hinzugelernt, wie es die Gesetze vorscheiben; anschließend habe ich die Polytechnischen Hochschulen zu Dresden und Berlin besucht, wo ich vornehmlich Studien der Mathematik und Physik oblag. Den Militärdienst habe ich in Berlin von Oktober 76 bis Oktober 77 geleistet. Seit dieser Zeit habe ich mich, ohne von jenem Rat abzuweichen, ganz dem Studium der Physik hingegeben, habe mich zweimal sechs Monate an der Münchner Universität aufgehalten, die übrige Zeit bis auf diesen Tag habe ich die hiesige Berliner Akademie besucht, von deren Philosophischer Klasse mir im August vorigen Jahres ein Preis verliehen wurde. Als Lehrern gebührt meine Verehrung den gelehrten Herren: Aron, Baeyer, Beetz, Bezold, Borchardt, Fuhrmann, Helmholtz, Jolly, Königsberger, Kirchhoff, Kummer, Lösche, Narr, Pringsheirn, Rüdorff, Schultze, Zelter. Wem ich für alle Verdienste um meine Laufbahn am meisten danken muss, das ist vor allen anderen der berühmte Helmholtz, der mich, als ich mich mit den Aufgaben im Laboratorium beschäftigte, mit urgründigstem Rat jederzeit unterstützen und aufrichten wollte.