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die Wirtin, „und was[WS 1] macht er?“ „Er liegt, glaube ich, auf einem Brett, streckt sich und gähnt.“ Die Wirtin lachte. „Das ist ganz falsch“, sagte sie. „Aber hier ist doch das Brett und hier liegt er“, beharrte K. auf seinem. „Sehen Sie doch genauer hin,“ sagte die Wirtin ärgerlich, „liegt er denn wirklich?“ „Nein,“ sagte nun K., „er liegt nicht, er schwebt und nun sehe ich es, es ist gar kein Brett, sondern wahrscheinlich eine Schnur, und der junge Mann macht einen Hochsprung.“ „Nun also,“ sagte die Wirtin erfreut, „er springt, so üben die amtlichen Boten. Ich habe es ja gewußt, daß Sie es erkennen werden. Sehen Sie auch sein Gesicht?“ „Vom Gesicht sehe ich nur sehr wenig,“ sagte K., „er strengt sich offenbar sehr an, der Mund ist offen, die Augen zusammengekniffen und das Haar flattert.“ „Sehr gut,“ sagte die Wirtin anerkennend, „mehr kann einer, der ihn nicht persönlich gesehen hat, nicht erkennen. Aber es war ein schöner Junge. Ich habe ihn nur einmal flüchtig gesehen und werde ihn nie vergessen.“ „Wer war es denn?" fragte K. „Es war der Bote, durch den Klamm mich zum ersten Male zu sich berief.“

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: mas
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Franz Kafka: Das Schloß. München: Kurt Wolff Verlag, 1926, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kafka_Schlo%C3%9F_151.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)