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Die älteste Garnitur in gerader einfacher Form mit ornamental ausgestalteten Henkeln zeigt neben dem Wappen des Stifters die Inschrift:

IACOB   SCHEIREN
MEI ERR.
16 42.

Eine reichere Garnitur, deren Kännchen mit Fuß und hübschen mit Engelsköpfchen belebten Henkeln ausgestattet sind, zeigt unter dem Wappen der Stadt Breisach die Jahreszahl 1647. Die dritte und reichste Garnitur in gefälligen Spätrenaissance-Formen ist mit getriebenem Ornamentwerk bedeckt und die Platte noch ausserdem mit den Bildern der Kirchen- und Stadtpatrone geziert.

VortragskreuzVortragskreuz (h = 0,54 m; Höhe des Crucifixus 0,24 m). Der silbergetriebene Crucifixus, eine unerfreuliche Arbeit (um 1500), stark beschädigt, am Kreuzesstamm getriebenes spätgothisches Rankenwerk; an den vier Kreuzendigungen runde Medaillons mit den eingravirten Darstellungen dreier Bischöfe, die mit dem Niederschreiben ihrer Bücher beschäftigt sind und eines Mannes mit breitem Hut und Spitzbart, ebenfalls mit Buch, schlechte Darstellungen aus dem 16. Jh., Rückseite ornamentirt, Rosetten an Stelle der Medaillons (Fig. 21)

Paramente Unter den Paramenten sind einige reichere aus dem vorigen Jahrhundert erhalten, theilweise mit Steinen besetzt und mit Wappenschilden geziert, so ein weisses und ein rothes Ornat, letzteres wahrscheinlich dasjenige, von dem der Chronist berichtet:

‘Der Ornat so roth mit Silber eingewirkt nebst einem an das Messgewand gehefteten Wappenschild mit in drei Strassen angebrachten goldnen Lilien wurde von dem italiänischen Werkmeister della Maria mit Namen und Comp., welcher das Fortifikationswesen auf dem Eckartsberg unter sich gehabt auch die geweste stark und schön hergestellte Fortifikation dasiger Citadelle vollendet hat der allhiessigen Münsterkirch verehrt aus Dankbarkeit.’

Baldachinbehang Aus älteren Zeiten ist nur noch ein mit Seidenstickerei bedeckter 5,80 m langer und 0,205 m (ohne Franzen) breiter Streifen vorhanden, der einst als Behang des Baldachines diente, unter dem im Chore der silberne Sarkophag mit den Reliquien der Stadtpatrone ausgestellt wurde. Er stammt nach der eingestickten Jahreszahl von 1629 und zeigt in der Mitte Christus am Boden liegend, wie sich das Blut aus seinen Wunden in Kelche ergiesst; zur Seite die im Weinberg beschäftigten, erntenden und lehrenden Apostel, sowie einen von einem Engel geleiteten, von den Symbolen der vier Evangelisten gezogenen und mit einem Weinfasse beladenen Wagen in von Thieren und Menschen belebter Gegend vor thurmreicher Stadt. (Fig. 22.)

Holzskulpturen Zum Theil auf den von 1719 stammenden einfachen Schränken der Sakristei, zum Theil auf Konsolen stehen eine Reihe älterer Holzskulpturen. So eine gute gothische Pietà aus der zweiten Hälfte des 15. Jhs., die einst in der Nische des sogen. Hagenbachthürmleins aufgestellt war, und eine in Folge dicken weissen Oelfarbenanstrichs kaum datirbare Standfigur des h. Ludwig mit Dornenkrone und Nägeln in der Linken.

S. Josephskirche Die S. Josephskirche ist 1793 völlig zerstört und 1817 neugebaut worden.

Spitalkirche Spitalkirche (Zopf). Im Innern modernes Grabmal des 1853 verstorbenen Pfarrers Pantaleon Rosmann aus Rothweil, gute Arbeit des Bildhauers Knittel in Freiburg.

Ehemalige klösterlicher Niederlassungen Klösterliche Niederlassungen waren in Breisach folgende:

Das Cistercienserinnenkloster S. Marienow angeblich 1123 von Berthold IV gegründet (urkundl. erwähnt als ‘goteshus von sante Meriunowe bi Brisach 1266’, Z. XIII 49;

Empfohlene Zitierweise:
Franz Xaver Kraus: Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden. Band 6. Jacob Christian Benjamin Mohr, Tübingen und Leipzig 1904, Seite 72. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kunstdenkm%C3%A4ler_Baden_6_106.jpg&oldid=- (Version vom 22.2.2024)