Seite:De Merian Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae 098.png

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daselbsten verbronnen seyn. Der aber Churfürst Sigismund von Brandeburg / hernach Römischer Käyser / so solches Land von seinem Bruder H. Wentzeln / bekommen / gewaltig wieder auffgeholffen / und sie mit mehrern Freyheiten versehen hat. Anno 1440. seynd die Burger / deß guten Glücks halber / so sie mit Kauffmannschafften gehabt / frecher worden / und haben sich / mit grossem Schaden der Stadt / gröblich an ihrem Rath vergriffen; und damit verursacht / daß Marggraff Friderich ihrer Freyheit ein Gebiß eingelegt / und ein Schloß dahin erbauet. Und haben folgends die Churfürsten von Brandeburg ihr Hofflager alhie angestellet. Es ligt Berlin an dem Fluß Spree / oder Sprea, welchen als Pirckheimerus, Dresserus, Willichius, Maginus, Bertius, etc. für deß Ptolomaei Suevus halten; so aber nicht seyn kan. Dann Ptolomaeus setzet deß Suevi Außfluß an das Balthische Meer; aber die Spree kompt gar nicht in dasselbe / sondern ergeusset sich bey Spandau in die Havel / und läuffet mit derselben bey Werben in die Elbe / und von dannen gehet sie mit der Elbe in die West-See. Und hält Micraelius lib. 1. Pomer. cap. 20. den Gellen bey Stralsunde für den Suevus, und sagt / auß den alten Pommerischen Chronicken / daß solcher vorzeiten tieffer / als jetzund / gewesen / und endlich durch der Holländer Ballast fast sehr verschüttet worden sey: welches der Stadt Stralsund nicht wenig geschadet hätte / wenn durch das Neue Tief / so durch einen Wasserriß umbs Jahr 1317. gemacht worden / ihr nicht eine Neue Fahrt eröffnet wäre. Dieser Gellen / schreibet er ferners / führet uns bey dem Denholm / und der Stadt Stralsunde / gerade durch das Neue Tieff / biß an den Ruden / welches Eyland / oder Insulchen / gerade für der Peenemünde liget / und ist gewiß / daß da jetzund das Neue Tieff ist / ein groß Stücke Land von der Insul Rügen vorzeiten gewesen / zwischen welchem / und dem festen Land in Pommern / ein breiter Fluß gegangen / der gerade biß in die Peene sich hinein gestrecket / also / daß man auß der Oder durch das grosse Haff / und die Peenemünde in den Gellen hat schiffen können. Würde also der Gellen eben der Außfluß deß Suevi seyn / und die Oder / die sich auß der Peene / beym Ruden hin / nach dem Gellen gestrecket / wäre besagter Weise der Suevus selbst. Welches auch darauß abzunehmen / daß noch heutiges Tages der Arm der Oder / der zwischen Usedom / und Wollin / ins Meer fleusset / die Schwine / oder Schwene / bey welchem die Sueones, oder Suevi gewohnet / genandt wird. Gewiß ist es / daß die alten Suevi vorzeiten haben in Pommeren / und der Marck / an beyden Seiten deß Suevi gewohnet. So fleusset aber kein groß berühmter Fluß in diesen Provincien / als die Oder / darumb haben entweder die Suevi ihren Namen dem berühmten Oderstrom gegeben / oder sie haben sich von demselben genennet. Von dem Suevo, biß zum Viadro, setzet Ptolemaeus ein wenig über drithalb Grad. So weit liget auch fast der Gellen von der Divenaw / dem letzten Außfluß der Oder. Wäre also die Divenaw unzweifentlich eben der Viadrus; und weil die Divenaw einen Arm der Oder zu sich nimpt / also folget drauß / daß die Oder auch der Viadrus sey. Und würde also der Oderstrom / beydes deß Suevi, und deß Viadri, Namen gehabt haben. Und daß dieser Suevus nicht die Spree / so Schiffreich / sondern / wie gesagt / die Oder seye / das beweiset auch Philippus Cluverius l. 3. Antiq. German. cap. 25. Aber wieder auf die Stadt Berlin zu kommen / so seynd da die Häuser auff die Art / wie zu Spandau / mit den Bäncken vor den Thüren gebaut. Seynd alle mit Gibeln vornen herauß; und die Gassen daran breit und sauber. Das Hauß / darin die alten Churfürsten vorhin Hoff gehalten / ist in der Closterstrassen / so hernach D. Raiger ingehabt. Es ist diese Stadt nicht sonderlich groß / und ist von schlechten Gebäuen. Sie hat drey Thor / alte Mauren / aber doppelte Gräben; und wird in vier Kirchen geprediget.


Gegen Berlin über dem Wasser ligt die Stadt Cöln / zugenandt an der Spree / so der Stadt Berlin Colonia, und von ihr erbauet worden ist. Man kan in beede Städt über zwo Brücken kommen. Es seyn in dieser Neuen Stadt 2. Kirchen / nemblich der Dom / zur H. Dreyfaltigkeit genandt / (auß welchem Ann. 1615. alle Altär / Tauffstein /

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae. Eigenverlag, Frankfurt am Mayn 1652, 2. Ausgabe um 1680, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Electoratus_Brandenburgici_et_Ducatus_Pomeraniae_098.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)