Seite:De Neue Thalia Band1 011.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Erster Band welcher das erste bis dritte Stück enthält.

1.

Der ganze Saal war Ohr, jedweder Mund verschlossen,
und Fürst Aeneas, hingegossen
auf hohen Polstersitz, begann:
Dein Wille, Königinn, macht Wunden wieder bluten,
die keine Sprache schildern kann;
wie Trojas Stadt vergieng in Feuerfluten,
den Jammer willst du wissen, die Gefahr,
wovon ich Zeuge, ach und meistens Opfer war.

2.

Wer, selbst aus der Dolopen rauhem Schwarme,
gibt thränenlos den traurigen Bericht?
Und uns umschattet schon die Nacht mit feuchtem Arme,
zum Schlummer winkt der Sterne sinkend Licht.
Doch du hast Lust, mein Schicksal zu betrauern,
der Teukrer Noth und Trojas letzten Tag.
Sey’s denn! Wie sehr mir auch vor der Erinnrung schauern,
der Geist davor zurücke fliehen mag.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Erster Band welcher das erste bis dritte Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band1_011.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)