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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Erster Band welcher das erste bis dritte Stück enthält.

84.

665
Auch stand, den Manen des Gemahls geweiht,

im Hause eine marmorne Kapelle,
verehrt von ihr mit frommer Zärtlichkeit,
geschmückt mit manchem Laub und glänzendweißem Felle.
Von hier aus hörte sie, wenn alles ringsum schlief,

670
des Gatten Ton, der sie mit Nahmen rief,

und einsam wimmerte auf hohem Dach die Eule
ihr totweissagendes Geheule.

85.

Auch manch Orakel wird in ihrem Busen wach,
Aeneens Schatten selbst scheucht sie mit grimmgem Blicke,

675
eilt der Geängstigten in Träumen drohend nach,

und einsam stets bleibt sie zurücke.
Ihr däucht, sie wandle hin auf menschenleerer Flur,
sie ganz allein auf einem langen Pfade,
und suche ihrer Tyrer Spur

680
längs dem verlassenen Gestade.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Erster Band welcher das erste bis dritte Stück enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 284. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band1_284.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)