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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält.

durch Samuel? Gerade den an Sohnesstatt erzogenen Diener sollte Jehova dazu aufgerufen haben, den schwachen Eli ohne Noth, ohne Nutzen noch weiter zu peinigen. Denn selbst die Möglichkeit der Söhnung, die letzte Rettung durch reuvolle Opfer und Gaben schnitt Samuel ab – raubte die letzte Hoffnung dem Priester, welcher nach den Begriffen seines Amts das äusserste etwa noch von Söhnopfern zu hoffen angewöhnt war. So sollte eine Gottheit den jungen Samuel dazu gebraucht haben, den jammervollen durch die Sache selbst schon so hart bestraften Greis, durch den Mund seines Pfleglings noch vor dem Todesstoss[WS 1] in Verzweiflung zu stürzen. Wenn Eli nicht das bitterste, das unleidlichste verschuldet hatte, so konnte unmöglich Samuel, gerade Samuel von der Gottheit dazu gerufen seyn, ihm dies anzukünden, und an ihm dadurch zum Vatermörder zu werden. Für solche Verletzungen der feinsten Pflichtgefühle des menschlichen Herzens, welche die Römer unter dem eigenthümlichen Nahmen Pietas geheiligt


  1. Vorlage: Todesstoff
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band2_108.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)