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Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält.

6.

Noch einmal faßt’ ich Reiß, was hier sich schlang –
ich wollte dieß Geheimniß doch ergründen –
und ziehe einen Stamm heraus – da drang
auch diesmal schwarzes Blut durch seine Rinden.

45
Nun wend’ ich an die Nymphen dieser Flur,

an Mars, den Schutzgott, ahndungsvoll mein Flehen.
Ich möge dieses Wunder nur
nicht als ein Unglückszeichen sehen.

7.

Zum drittenmal stemmt’ ich das Knie mit an

50
und zog noch stärker an den Zweigen;

da stieg – soll ichs erzählen oder schweigen?
ein tiefes Aechzen dumpf zu mir heran.
Die Worte hört’ ich aus des Hügels Boden:
Vergreife nicht, Aeneas, dich an mir!

55
Zerfleische nicht den hier begrabnen Todten!

beflecke nicht die reinen Hände dir!

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Zweyter Band, welcher das vierte bis sechste Stück enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1792, Seite 301. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band2_301.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)