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und massig, über sie hin, tretend, zerfleischend, erbarmungslos. Das war es. Das war das Leid, das wilde, furchtbare Menschenleid ... Sie lag auf dem Boden. Sie griff mit zuckenden Händen um sich, sie fuhr in ihr Haar, sie stieß gellende, fremde Schreie aus: Stefan, Stefan! Es würgte sie an der Gurgel, es riß ihr die Augen auf, sie mußte sehen, sehen ... den Kranken, der mit ihr ein Leben leben gewollt, so voll Schönheit, daß alle Götter zitterten vor Neid. Fünf Jahre hatten sie sich verzehrt in Sehnsucht. Sie sah ihn, jetzt erst: dort, wo sie ihn heute gefunden, dort lag er siechend, nicht sterbend, Jahre, Jahre lang Und sie, eine arme, verlassene Welt, einsam im großen Raum, verloren ...

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Grete Meisel-Heß: Suchende Seelen. Leipzig 1903, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Suchende_Seelen_(Meisel-He%C3%9F).djvu/051&oldid=- (Version vom 19.10.2016)