Seite:De Thalia Band1 Heft1 031.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

Lieber Freund, schon eine Zeit lang drückt mich etwas auf dem Herzen, das ich Ihnen sagen wollte, aber immer war mir bange, es würde Sie beleidigen.

Mich beleidigen? Sie?

Vielleicht – aber Gott ist mein Zeuge, daß ich unschuldig bin. Ohne meinen Willen, ohne mein Wissen hat sich das nach und nach so gegeben. Es kann nicht anders – es muß ein Fluch Gottes seyn, der dem ganzen Menschengeschlecht gilt, weil auch ich – ich selbst so gar keine Ausnahme mache.

Ah Madame – Sie besorgen etwa – hm – und was ist es denn?

Was es ist? – O ich bin unglücklich – auch Sie werd ich unglücklich machen – Nein Marquis, besser, ich schweige still.

Reden Sie frei, meine Liebe. Sollten Sie vor mir Geheimnisse haben? Sollten Sie nicht mehr wissen, daß es die erste Bedingniß unsrer Vertraulichkeit war, einander nichts zu verschweigen?

Das eben ists, was mir Kummer macht. Was Sie mir jezt vorwerfen, Marquis, hat noch vollends gefehlt meine Strafbarkeit aufs höchste zu treiben. – Finden Sie nicht, daß meine vorige

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft1_031.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)