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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

Dachts ich doch! – lieber Marquis, da seh ich’s ja deutlich, daß Sie aufgehört haben mich zu lieben. Mit ihrer Zärtlichkeit hab ich ein gutes Theil ihrer Achtung zugleich verlohren. Wer sagt ihnen denn, daß die Schuld mein seyn muß, wenn diese Frauenzimmer vom Opfergeld leben?

Verzeihung, Madame. Ich war voreilig. Ich bitte tausendmal um Verzeihung. Aber was für Ursachen hätten sie denn, den Beistand einer guten Freundin auszuschlagen?

O mein lieber Marquis. Wir Weltkinder verstehen uns auf die wunderliche Bedenklichkeiten der Heiligen nicht. Sie halten es nicht für schicklich, Wohlthaten von fremder Hand ohne Unterschied anzunehmen.

Aber da berauben Sie uns ja des einzigen Mittels, unsere unsinnigen Verschwendungen hie und da wieder gut zu machen?

Das seh ich nicht ab. Gesezt, daß der Marquis von A*** das Schicksal dieser zwo Geschöpfe zu Herzen nähme, könnte er seine Gaben nicht durch würdigere Hände an sie gelangen lassen?

Würdigere – Nicht wahr? und desto weniger sichere?

Das könnte wohl seyn.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 57. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft1_057.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)