Seite:De Thalia Band1 Heft1 067.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

hat, ich hoffe, daß Sie mir erlauben werden, Ihr Gast zu seyn. – Unter diesen Worten hohlte er sich einen Sessel, und nahm an der Tafel seinen Plaz. Die Eintheilung war so gemacht, daß er neben die Mutter und der Tochter gegen über zu sizen kam – eine Aufmerksamkeit, wofür er der Frau von P*** mit einem verstohlenen Wink der Augen dankte. Beide Frauenzimmer hatten sich von der ersten Verlegenheit erhohlt. Man fieng an zu plaudern, man ward sogar aufgeräumt, der Marquis behandelte die Mutter mit der vorzüglichsten Aufmerksamkeit, und die Tochter mit der feinsten Höflichkeit und Schonung. Für die drei Frauenzimmer war es der poßierlichste Auftritt, die Aengstlichkeit anzusehen, mit welcher der Marquis alles vermied, was sie nur entfernt hätte in Verlegenheit sezen können. Sie waren boshaft genug, ihn drei ganzer Stunden lang gottselig schwazen zu lassen, und zulezt sagte Frau von P*** zu ihm: Ihre Gespräche, Marquis, machen Ihren Eltern unendlich viel Ehre; die Eindrücke der ersten Kindheit erlöschen doch nie. Wahrhaftig, Sie sind so tief in die Geheimnisse der geistlichen Liebe gedrungen, daß man vermuthen muß, Sie wären ihr Lebenlang in Klöstern gewesen – Waren Sie nie in Versuchung, ein Quietist zu

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft1_067.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)