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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

Frau erwartete ihn allein in dem ihrigen. Sein Gesicht verkündigte die Wut seines Herzens als er hereintrat, sie warf sich zu seinen Füßen, stieß mit dem Angesicht auf den Boden des Zimmers, und gab keinen Laut von sich. Fort Nichtswürdige, rief er fürchterlich, fort von mir. – Sie versuchte sich aufzurichten, aber ohnmächtig stürzte sie auf ihr Angesicht, beide Arme der Länge nach auf den Boden gespreitet: Gnädiger Herr, sagte sie zu ihm, stoßen Sie mich mit Füßen, zertreten Sie mich, ich hab es verdient, machen Sie mit mir was Sie wollen, aber Gnade, Gnade für meine Mutter. – Hinweg, rief er abermal, fort Verfluchte aus meinen Augen! – Ist es nicht genug, daß du mich mit Schande bedeckst, willst du mich auch noch zwingen, ein Verbrecher zu werden? – Das arme Geschöpf beharrte unbeweglich und stumm in der vorigen Stellung – der Marquis lag in einem Sessel, den Kopf zwischen beide Arme geworfen, und mit halbem Leib zu den Füßen seines Betts hingesunken, und brach zuweilen, ohne sie anzusehen, in ein gebrochenes Heulen aus: Hinweg von mir, sag ich. – Das Stillschweigen dieser Unglücklichen, die noch immer wie in toder Erstarrung lag, erschöpfte seine Geduld. Entferne dich, rief er lauter und schrecklicher, bückte sich zu ihr

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 84. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft1_084.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)