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bitter über den Vater, der die Katzen ins Wasser werfen wollte.

„Onkel Petruscha,“ bitten sie, „sage Mama, sie soll die Kätzchen in die Stube bringen. Sag’s ihr.“

„Schön, schön!“ wehrt sich der Onkel, „schon gut!“

Onkel Petruscha kommt gewöhnlich nicht allein. Mit ihm erscheint Nero, eine große dänische Dogge mit hängenden Ohren und einem Schwanz, so hart wie ein Stock. Dieser Hund ist schweigsam, finster und voller Selbstbewußtsein und Würde. Den Kindern schenkt er nicht die geringste Beachtung, und wenn er an ihnen vorbeigeht, schlägt er mit dem Schwanze auf sie los, als wären sie Stühle. Die Kinder hassen ihn von ganzer Seele, aber dieses Mal bezwingen sie ihren Widerwillen und lassen sich von gewissen praktischen Erwägungen bestimmen.

„Weißt du was, Nina?“ sagt Wanja und reißt die Augen weit auf, „wollen wir doch lieber statt des Pferdes den Nero Vater sein lassen! Das Pferd ist doch tot, und der ist ganz lebendig!“

Den ganzen Abend erwarten sie die Zeit, wo Papa sich an den Kartentisch setzen wird und man Nero unbemerkt in die Küche bringen kann… Jetzt endlich setzt sich Papa zum Spiel, Mama macht sich am Samowar zu schaffen und gibt nicht Acht auf die Kinder… Der Augenblick ist günstig…

„Wollen wir gehen!“ flüstert Wanja der Schwester zu.

Aber in diesem Moment kommt Stepan herein und meldet lachend:

„Gnädige Frau, der Nero hat die kleinen Katzen aufgefressen!“

Nina und Wanja erbleichen und sehen Stepan erschrocken an.

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Anton Pawlowitsch Tschechow: Von Frauen und Kindern. Musarion, München 1920, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Von_Frauen_und_Kindern_(Tschechow).djvu/129&oldid=- (Version vom 31.7.2018)