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I


Der Hochzeit Olga Iwanownas wohnten alle ihre Freundinnen und guten Bekannten bei.

„Seht ihn nur an: nicht wahr, es ist was an ihm?“ sagte sie ihren Freunden, auf ihren Mann zeigend, als wollte sie erklären, warum sie diesen einfachen, sehr gewöhnlichen und durch nichts bemerkenswerten Menschen geheiratet hatte.

Ihr Mann, Ossip Stepanytsch Dymow war Arzt und stand im Rang eines Titularrates. Er war an zwei Krankenhäusern angestellt: an dem einen als ein außeretatmäßiger ordinierender Arzt und am anderen als Prosektor. Täglich von neun Uhr früh bis mittag empfing er Kranke und arbeitete in seinem Krankensaal; am Nachmittag fuhr er aber mit der Pferdebahn in das andere Krankenhaus, wo er die Leichen der verstorbenen Kranken sezierte. Seine Privatpraxis war äußerst gering und brachte ihm höchstens fünfhundert Rubel jährlich ein. Das war alles. Was wäre über ihn noch zu sagen? Dabei waren aber Olga Iwanowna, ihre Freunde und guten Bekannten keine ganz gewöhnlichen Menschen. Ein jeder von ihnen war in irgendeiner Beziehung bemerkenswert, hatte einen gewissen Namen und war berühmt; und wenn er noch nicht berühmt war, so berechtigte er wenigstens zu den glänzendsten Hoffnungen. Ein Schauspieler, ein großes, längst erkanntes Talent, ein hübscher,

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Anton Pawlowitsch Tschechow: Von Frauen und Kindern. Musarion, München 1920, Seite 133. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Von_Frauen_und_Kindern_(Tschechow).djvu/133&oldid=- (Version vom 31.7.2018)