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denken. Wenn er übrigens Dichter oder Maler wäre, so würde man sagen, daß er mit seinem Bärtchen an Zola erinnere.

Der Schauspieler sagte Olga Iwanowna, daß sie mit ihren flachsblonden Haaren, im Traukleide außerordentlich einem schlanken Kirschbäumchen gleiche, wenn es im Frühjahr über und über mit zarten weißen Blüten bedeckt sei.

„Nein, hören Sie einmal!“ sagte ihm Olga Iwanowna, seine Hand ergreifend. „Wie das so plötzlich gekommen ist? Hören Sie nur… Sie müssen wissen, daß mein Vater am gleichen Krankenhaus wie er angestellt war. Als mein armer Vater erkrankte, saß Dymow Tag und Nacht an seinem Bett. Diese Aufopferung! Hören Sie nur, Rjabowskij… Auch Sie, Dichter, hören Sie zu, es ist sehr interessant. Kommen Sie nur näher her. Diese Aufopferung, diese aufrichtige Teilnahme! Auch ich schlief die ganzen Nächte nicht und saß immer beim Vater, und plötzlich war’s geschehen: ich hatte das Herz des jungen Mannes erobert! Mein Dymow verliebte sich in mich bis über die Ohren. Das Schicksal hat manchmal seltsame Launen. Nun, als mein Vater schon tot war, besuchte er mich ab und zu, traf mich auch manchmal auf der Straße, und eines schönen Abends machte er mir ganz unerwartet den Antrag… es kam wie ein Blitz aus heiterem Himmel… Ich weinte die ganze Nacht durch und verliebte mich auch selbst höllisch. Und nun bin ich, wie Sie sehen, seine Gattin. Nicht wahr, es ist doch etwas Starkes, Mächtiges an ihm, etwas von einem Bären? Jetzt ist sein Gesicht schlecht beleuchtet und nur im Dreiviertelprofil zu sehen, aber schauen Sie nur seine Stirn an, wenn er sich umwendet. Rjabowskij, was sagen Sie zu dieser Stirn? Dymow, wir sprechen eben von dir!“ rief sie dem Gatten zu. „Komm

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Anton Pawlowitsch Tschechow: Von Frauen und Kindern. Musarion, München 1920, Seite 135. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Von_Frauen_und_Kindern_(Tschechow).djvu/135&oldid=- (Version vom 31.7.2018)