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Dann hörte sie, wie Jagitsch telephonierte.

„Sind Sie so gut, verbinden Sie mich mit der Wassiljewschen Kaserne!“ sagte er. Nach einer Minute fuhr er fort: „Die Wassiljewsche Kaserne? Rufen Sie, bitte, den Doktor Ssalimowitsch zum Telephon…“ Nach einer weiteren Minute: „Wer ist am Telephon? Bist du es, Wolodja? Freut mich sehr. Liebster, bitte deinen Vater, er möchte sofort zu uns kommen, meine Gattin ist nach der letzten Nacht ganz aus dem Leim gegangen. Du sagst, er ist nicht zu Hause? Hm… Ich danke. Sehr schön… du erweist mir damit einen großen Dienst…“

Jagitsch kam nun zum dritten Male ins Schlafzimmer, beugte sich über seine Frau, bekreuzigte sie, ließ sich von ihr die Hand küssen (alle Frauen, die ihn liebten, pflegten ihm immer die Hand zu küssen, und er war es so gewöhnt) und sagte, daß er zum Essen zurückkehren werde. Und dann ging er.

Gegen zwölf Uhr meldete das Dienstmädchen den Besuch Wladimir Michailytschs. Ssofja Lwowna zog schnell, vor Müdigkeit und Kopfschmerzen wankend, ihren neuen wunderbaren, pelzverbrämten, fliederfarbenen Morgenrock an und brachte flüchtig ihr Haar in Ordnung: sie fühlte in ihrer Seele unsagbare Zärtlichkeit und zitterte vor Freude und vor Angst, daß er wieder weggehen könnte. Sie wollte nur einen Blick auf ihn werfen.

Wolodja der Kleine kam als offizieller Besuch, ganz wie sich’s gehört, in Frack und weißer Binde. Als Ssofja Lwowna in den Salon kam, küßte er ihr die Hand und bedauerte lebhaft, daß sie sich unwohl fühle. Sie setzten sich, und er lobte ihren Morgenrock.

„Mich hat die gestrige Begegnung mit Olja so aufgeregt,“

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Anton Pawlowitsch Tschechow: Von Frauen und Kindern. Musarion, München 1920, Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Von_Frauen_und_Kindern_(Tschechow).djvu/189&oldid=- (Version vom 31.7.2018)