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dern worten: »Ottelin, Ottelin, du bist mein«. Dise gesicht hat den faigen, mutwilligen münch dermaßen erschreckt, das er von sinden abgestanden, sein leben gebesseret und ist in kürze hernach verschaiden, verhoffenlich, er seie den

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stricken des besen finds entgangen. Bald aber hernach het es auch ain barfüßermünch zu Basel, der war ain lesmaister daselbs, genannt bruder Hainrich Knoderer[1] oder Gürtelknopf, von Isne ußerm Algew gepurtig, domals ains gaistlichen, unsträflichen lebens. Derselbig

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het ain beuchtdochter zu Basel, ain andechtig und frome fraw, zu der kam der bes gaist manichmal in der gestalt ains engels und understand sich, die in irem gebet zu verhindern. Die gut fraw erclagt sich dessen gegen iez geherten lesmaister, irem beuchtvater, und bat in umb ain

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rath. Er underwis sie etliche andechtige gebet zu sprechen, domit do vertrieb sie auch das gespenst. Aber als der unrain gaist weichen must, do sprach er zur frawen: »Wolan, ich waiß wol, wer mir dise flucht zugericht, aber ich will in darfür eren und in allem weltlichen pracht erhöhen, damit

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er mir zum fal dester geschickter werd.« Also beschreibts frater Clemens von Königsfelden[2]. Und das beschach, dann er ward kurzlich hernach bischof zu Basel nach absterben bischof Hainrichs, ward seins herkommens ain graf von Newenburg am sehe; hernach war er ain curfürst und

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erzbischof zu Menz, auch ain canzler des römischen kaisers. Dardurch und mit sollichen glücklichen fortgang ward er ganz stolz und hochmütig; damit lied er von menigclichem, auch von seinem allergehaimesten und vertrawtesten ain sollichen neid uf sich, das er mit gift angreifen ganz kurz

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hin hieng, beschach umb die jar 1282. Damit het der bes findt seines vermainens die sach wol geschaffen und erhalten. Man sagt, es sy diser bischof Hainrich kurzlich vor seinem absterben in ain sollichen übermut geraten, das er ain groß banket gehalten, in dem er sein gaistlichkait und clerisei

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also veracht, das allweg zwen vom adel oder zwen raisigen ob aim gaistlichen haben sitzen müßen, domit er sich gegen den seinen ganz verhast macht. Sollichs bezeugen vier la-


  1. Hainrich Knoderer] über ihn s. Stälin III, 68 ff.; Merian, Geschichte der Bischöfe von Basel s. 45 ff.
  2. Clemens von Königsfelden] Chronicon koenigsfeldense per Martin Gerbert, 1785, s. 88 ff.; s. Beschreibung des Oberamts Wangen s. 189.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_115.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)