Seite:De Zimmerische Chronik 1 116.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

teinische verslein, die seine gaistlichen von ime gemacht, also lautendt:

»Nudipes antistes,
Non curat clerus, ubi stes,
Non dum in caelis,
Stes, ubicunque velis.«

In sechs jaren nach diser geschicht mit dem bischof Gürtelknopf do het es anno 1288 ain reichen burger zu Reinfelden, genannt der Boxhirn; dem ist in ainer nacht

10

urschaidenlich fürkommen, das er uf ainer weitin und sehe Cristum in seiner majestat, wie man das jungst gericht malt; der sprach zu im mit ainer erschrockenlichen stim: »Boxhirn, du bist würdig des tods und ich soll dich zum todt verurtailen«, darauf er zu Cristo gesagt: »O herr, was hab ich

15

wider dich gehandelt?« hab Cristus geantwurt: »Ich hab dir vil guts verlihen, darvon thustu weder den armen noch niemands ainichen vorthail oder genieß, helst dich auch sonst nit nach meinem gefallen.« Do hab er doch demütig gesagt: »Ach herr, bis mir gnedig und erlenger mit mein

20

leben zur buß, so will ich mich besseren« ; hierauf im Cristus gütig wider geantwurt: »Wolan, ich will dir lenger zusehen, und gang zum dechant, deinem pfarrer, dem volg und halt dich seins rats!« Der Boxhirn het diß gesicht verschwigen und nit geachtet und vil weniger ainiche besserung seines

25

lebens fürgenomen. Was soll beschehen? Nach verscheinung zwelf wochen do wurt er dedtlichen krank, do erzellt er erst, was im, wie oblaut, fürkomen. Indess so ersicht [1485] er den besen findt gegen ime gehn, mit feur in zu brennen; so spricht er zum weib und andern, die bei und umb in

30

stuenden: »Weichent eilends und fliehent alle von mir, damit euch das feur nit auch begreif, dann das daußerlin (also nambt er den findt) ist verhanden und will mich verbrennen,« und mit denen worten so stirbt er geschwindt dahin. Der allmechtig Gott behüet ein ieden[1] cristenmentschen vor aim sollichen ende.*

35

Wie herr Wilhelm freiherr von Zimbern dötlich verwundt, auch kaiser Conradt die freiherschaft Zimbern mit der rotten hirßprust auf den helm begabt. Item wie das closter Frawenzimbern besetzt, und fröle Beatrix von Zimbern darin den orden angelegt hat.

[84] Im sechsten[2] jar nach diser geschicht, so herren


  1. ein ieden] hs. in ieden.
  2. sechsten fehlt in A.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_116.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)