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hin und wider ergangen, das sie großen ufsatz erfaren. Die statt Speuer sollt von bischof[1] Waldram, war ain graf von Veldenz, verraten und eingenommen sein worden. Das ward durch ain botten fürkommen, der hett ongeferd die prattik

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und anschleg vernommen. Do lief er so schnell in die statt, das er gleich under den thoren umbfiel und dodt war. Dieweil er aber nit mer reden kund, so zaicht er im hinsterben uf den deschen, darin die brief. Dardurch kam die pratik an tag und ward die statt erhalten. Disem botten ist ain

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ewiger jartag zum Prediger daselbs gestift worden uf den tag Severi, als die statt sollt eingenomen sein worden, und muß disem botten ain ganzer rat in signum gratidudinis jerlichs uf sollichen tag zu opfer gen. Den tag darvor last man durch die statt usruefen: »Morgen wurt der tag, an

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dem Speur verraten ward.« Mit sollichen prattiken ist man auch mit Basel umbgangen, daher noch die stundglock daselbst zu ewiger gedechtnus alle mal ain stund speter schlecht, dann es an der sonnen oder an der zeit ist. *

[A97a][2] Wie herr Wörnher freiherr von Zimbern spenn
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mit Mösskirch der stat gehabt, auch wie er volgendts in guotem alter zu Messkirch gestorben und alda begraben worden.

Herr Wörnher freiherr von Zimbern hat vil jar spenn und irthumb mit der stat Möskirch gehabt, dann er darfür

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achten, seitmals die stat sampt der ganzen herrschaft frei und sein aigen, so mögte er dieselbig mit steüren, fron und andern diensten nach seinem gefallen brauchen, nutzen und nießen. Er wolt auch nit gestaten, das sich die burger, es wer mit leib oder gut, von Mösskirch one sein vorwissen

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verendern, anderswa sich niderlassen oder ire kinder außerthalb der herschaft setzen und beraten mögten; zu dem, das sie ire güeter, es weren äcker oder wisen, one sein bewilligen nit angreifen, versetzen, verpfenden oder verkaufen solten, aus solchen und andern ursachen mer, deren herr

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Wörnher achtet befuegt zu sein. Aber die burgerschaft vermaint, inen unpillich, wider recht, auch ire alte gepreuch beschehe. Ain mergliche ungehorsame ervolgt, derhalben,


  1. von bischof] hs. und bischof.
  2. A97a] A96b ist leer.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 210. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_210.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)