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pessert und in ain aufgang gebracht, denen nachkomnen zu ainem exempel in solchem nachzufolgen.

[A183a] Wie herr Gotfridt freiherr zu Zimbern sambt seinen underthonen zu Winzlaw von Conradten Glücken
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zu Westphaln vorm haimlichen gericht ist fürgenomen und beclagt, und wie solche handlung durch ain apt von Alperspach vertragen worden.

Es ist zu wissen, das umb die jar nach Christi gepurt 1455 ain vermöglicher, wolhabender paursman zu Winzlaw

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in der freiherschaft Zimbern seßhaft gewest, genant Ulrich Huen. Derselbig ist nu bei seinen lebzeiten ain sollich geitig mann [A183b] gewest, das er all sein sinn und gedanken auf zeitlich gut gelegt; und als er in obernembten jar auf den hailigen ostertag am morgen früe auf die felder

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gangen und die früchten wol sten sehen, dardurch er ain wölfele besorgt, ist er in ain solche verzweiflung gefallen, das er sich unferr von Winzlaw in aim waldt an ain bom selbs erhenkt. Wie nu sollichs durch ain hierten im dorf angezaigt, ist menigclich, jung und alt, aus bemeltem dorf

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in den waldt, dise erschrockenliche handlung zu sehen, gangen; und als sie hinaus komen, hat den cörper niemandts ab dem bom nemen dörfen oder wellen, dann menigclich vermaint, es sei ain westphälische handlungen, durch des haimlichen gerichts daselbst zu Westphaln

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processen sei er zum tod erkennt worden, wie dann der zeit in Teutschlandt sich vilmals begeben. Nu ist aber ain junge dochter von Winzlaw gegenwurtig gewest; dieselb, nachdem dann weiblich geschlecht sonderlich hoch in allen rechten, auch bei den westphälischen feimern befreiet, damit der

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arm mann begraben möchte werden, ist sie auf den boum gestigen, hat den strick abgehawen, also ist er begraben worden. Nu hat dise dochter ain muter brueder gehabt, genannt Conradt Glick von Röttenbach, ist zu Schenkenzell seßhaft [236] gewest, gar ain wilder, unverträglicher und

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seltzamer gesell. Derselbig hat ab diser handlung ain groß misfallen tragen und die gemaind von Winzlaw bezigen, als ob sie im sein [A184a] basen genottrengt und gemüst, den armen mann ab dem boum zu hawen. Solchs bezigs haben sich die von Winzlaw entschuldigt und rechts erpoten, hier-

Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 486. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_486.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)