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Henslin, auch mit. Demnach aber graf Jörg von Werdenberg zu Salgans herr Johannsen Wernhern zu lieb und zu früntschaft von Ortenstein, auch mit seinem gemahl und aller haushaltung herauß geen Othis kam (also hieß ain

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schlössle, [1244] nit weit von Wesen gelegen), suchten die baid herren ainandern vil heim; dergleichen kamen auch irer baider gemahl oftermals zusamen. Nun war graf Jörgen von Werdenberg gemahel ain grevin von Sonnenberg, war, gleichfals ir herr, graf Jörg, ain beurischer mann, als sie

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ain prachtliche, herrliche fraw, deren alle sachen geschliffen und nach irem gefallen sein muesten. Die het ab dem Hensle ain groß misfallen, dann es ain grober, heßlicher bueb und der sich außer anstiften herr Johannsen Wernhers aller peurischer manier befliße. So sie dann den

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buoben in moribus reformiern, dorft er sie wol mit fleis dauzen und ufs ungeschicklichist reden. Das gefiel dann herr Johannsen Wernhern haimlichen wol und richt das seiner basen zu boshait an. Sie het ain edle junkfraw gehapt, genannt die Örtin, die must mehrthails nachts vor

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irem bett steen in finsterer nacht und mit ir schwetzen und zu iedem wort gar nache sich bucken und naigen, also das sie hören kunt die mit den füeßen scharren; dann so das nit beschahe, ward sie darum von ir angeredt und mit worten gestrafft. Es ware ain hochmüetigs weib und das

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ain Sonnenberger kopf het. Sie nam sich gegen Zimbern vil guets an, aber es het alles vil ain andern verstandt, wie sich das hernach beschaint; dann alle ire und graf Jörgen, ires gemahels, und dann die verlassenschaft graf Gaudenzen von Metsch sollte alles her Wilhelm Wernhern von Zimbern

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ererbet haben, es ward aber alles hernach ain andere mainung; sie behielt und vermacht nach absterben graf Jörgen irem vettern, herr Wilhalm truchseßen von Waldtpurg, was noch vorhanden war, Zimbern das gieng darneben hin. Also geet es zu in der welt; wann das kündt gestorben,

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pflegt man zu sagen, so ist die gefatterschaft auß; und soll sich ain ieder mentsch allain uf und zu Gott und gar nichs oder doch zum wenigisten zu der bösen, verkerten, keinnutzigen welt sich getrösten oder versehen. * Diser zeit hat herr Johanns Wörnher nichtsdesterweniger

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Wildenstain das schloß, darauf er sich in seinen höchsten nöten verlassen, noch in seinem gewalt gehabt, vermög ainer missiva, under anderm also lautende, an herrn Gotfriden

Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 562. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_562.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)