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herauß komen. Da hat er sich gen Hasslach ins Kinzgerthal gethon, ist statschreiber alda worden und vil jar noch gelept. *

* [1284] Bemelte grevin von Öttingen ist ain

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gotzförchtig und vilbettende fraw gewesen. Under anderm hat sie im gebrauch gehapt, uf ain iedes jhar was von speisen oder essendichen dingen umb Gottes willen selbigs jars zu verloben und zu underlassen, das ain jhar kain milch, das ander kain biren oder dergleichen kleinfüegs dings. Uf ain zeit,

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als sie domals zu Oberndorf wonet, kam der alt prior ußer dem Predigercloster zu Rotweil, herr Hanns Guldin, geen Oberndorf, von wegen zwaier novizen, die er in der samlung alda sollte anlegen und einsegnen. Wie nun die grevin, auch ir jüngster son, herr Wilhelm Wernher, sampt andern

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ehrenleuten von denen samlungsfrawen auch geladen und man zu disch saße, do wardt von solchen glüpten und anderm auch meldung gethon. Also het das ain das, das ander ain anders verrett, das ain aß kain vischkopf, das ander kain vischschwanz; so sprücht der prior ganz

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schimpflich: »Ir, meine gnedige frawn, herren und ander, die ob disch sein, ir sagt wol von sachen und ir vermainen, ir thuon mit solchen geringen, kleinfüegen gelüpten ain große sach vor Gott. Die mainung hat es nit; dann ob ir gleichwol das oder jens verloben und auch steif halten, so beschicht

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doch dem leib kain abbruch damit, dann ir hapt hunderte und mehrer anders zu essen, das euch mit solchem cleinfüegen an der fuer nichs abgeet. So ir aber ie wellten ewern leib so vil casteien und umb Gottes willen abbrechen, das ain namen het vor Gott und zu besserung diente dem

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nechsten, warum verloben ir nit des weintrinken ein jhar? daran will niemandts.« In somma, der münch hat damit die ganz compania in einem schimpf concludirt und geschwaigt, daz hernach niemands mer von seinen gelübten vil meldung thete. *


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Diz capitel sagt von herrn Gottfriden freiherrn zu Zimbern, wann derselbig gestorben, auch von Hainrich Zimberern, dessgleichen von grave Hugon von Werdenberg, der auch desselben jars mit todt vergangen.

Herr Gottfridt freiherr zu Zimbern ist gar ain alter herr,

Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 117. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_117.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)