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[435] In disem capitel beschicht bericht, was unraths auser grave Felixen von Werdenberg tätlichen handlung erfolgt und wie es ime letzstlich darob ergangen; auch von etlichen andern sachen, dem herren von
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Guetenstain begegnet.

Uf den tag, als grafe Felix von Werdenberg grave Endressen von Sonnenberg, wie inne vorgehendem capitel gehört, entleipt, do ist graf Felix nach der that selbigs tags uf Wartenberg und nachgends uf Muselburg geritten. Uf

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den aubent des tags, als er die thatt begangen, hat er uf dem weg herr Johannsen Wernhern von Zimbern mit aigner handt geschriben, und dieweil aber in selbigem schreiben sein verantwurtung des handels, hab ich nit underlassen sollen, das von wort [zu wort][1] hier einzuverleiben. Uf der

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übergeschrift: »Johanns Wernhern vom Zwilch,« im brief underschriben: »Hanns Kranchsfelder«. Mein freintlichen grueß. Lieber schwager! Ich laß euch wissen, das ich heut hab wellen reiten zu kaiserlicher Majestät, und so ich kommen biß gen Hundersingen, hab ich sechs oder siben[2] pferdt

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sehen gegen mir ziehen. Alsbald inen under augen geschickt und wellen beschaidt geben, haben sie kainen beschaidt geben und von stund an uf meine knecht abgeschossen. Da ich das sah, kam ich meinen knechten zu hilf und sach, das ainer von leder gewann. Da hew ich darein und hab

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sovil gehandelt, das mir laidt ist. Darum bit ich euch, ir welt thuon, als ich euch vertraw, und verbrennet den brief, als bald ir in gelest.« Wie nun lautmer worden, das grave Endres von graf Felixen entleipt, ist, wie obgehört, in der ganzen landsart ain empörung entstanden. Herr Wilhelm,

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truchseß, manet seine underthonnen uf, des vorhabens, die von Werdenberg zu überziehen, auch Hailigcreuztal, wa müglich, einzunemen. Hergegen besetzt graf Christof von Werdenberg sollich gotzhaus zum bösten und bewarb sich iederthail bei seinen [herrn] und freunden[3], so fast er mocht.

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Iedoch hete herr Wilhelm, truchseß, den maisten beifal der freundtschaft und sonst von menigclichem, als der die bösser und gerechter sach hette. Damit nun die sach und handlung zu keinem weitern und thättlichen angriff geriete, ge-


  1. [zu wort] ist wohl zu ergänzen.
  2. siben] hs. sibendt.
  3. seinen [herrn] und freunden] hs. seinen und freunden.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 247. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_247.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)