Seite:De Zimmerische Chronik 2 546.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

. . ., der sollt ains mals ain last kernen zu Rotenburg verkaufen, wie er auch thet. Aber gleich satzt er sich im würtshaus nider, verspillt das gelest gelt bei aim pfening. Uf den abendt fert er wider haim, bekennt frei herauß, er

5

hab das gelt verspillt, seie aber guter und getrewer mainung von im beschehen, und verhofft, er wellt noch so vil darzu gewinnen und seim maister also ain groß rat haimbringen. Aber Weiglin wolt sich daran nit settigen oder abreden lassen, sonder der knecht mußt im das verspüllt gelt

10

abdienen. Darum spricht man gemainlich: »Man kennt den herrn beim gesind und das wetter bim windt.« * In diesem 1564 jar ist auch ain reicher, wolhebiger burger zu Mösskirch gestorben, Matheus Kempf, der ist aber darneben so überkarg gewest, das er, wie man von ime

15

gesagt hat, manichmal nit genug essen dürfen, und als man warhaftig von ime ußgeben, so hat er in seinem haus uf ain mal über ain ai nit gessen, hat immerdar besorgt, im werdt noch zerrinnen. Das ist aber seinen freunden, die im gleichwol von weitnus verwandt waren, dann er kein

20

leibserben gehapt, ein ebne sach gewesen; die haben [586] hernach, wie er abgestorben, das gütle den ehren nach und ohne alles trawren gebraucht, und wie sie dem gueten man das opfer, sibendt und dreißigest gehalten, ist inen kein schleck vorgangen, haben auch grundtforlen darbei haben

25

müeßen. Ich glaub, der guet Theus Kempf hab all seine tag von keiner grundtforell nie gessen, und haben die gueten leut ein solchs schlemmen ab diser erbschaft gehapt, das ain oberkait einsehens haben müesen und den az taxieren.


Dises capitel sagt von dem absterben der grevin von
30
Ötingen, deren dreien herren gebrüeder freihern zu Zimbern fraw mueter, auch von etlichen abenteurlichen hendeln, zu Mösskirch verloffen.

Anno domini 1528, uf s. Bartholomestag, ist fraw Margreth grefin von Ötingen, der dreier gebrüeder freiherren

35

zu Zimbern fraw muetter, in guetem alter zu Mösskirch gestorben, und ist zu wissen, nachdem herr Johanns Wernher, ir eltester sone, die herrschaft Mösskirch wider eingenomen, das sie von Oberndorf hinaufzogen. Sie hat die behausung ingehapt, die weilunt der alt herr Wernher freiherr von


Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 546. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_546.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)