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in andern hernach volgenden capiteln an gepürlichen orten weitere meldung beschehen wurt.


Von allerhandt sachen, die sich zu Oberndorf verloffen, auch von etlichen closterhandlungen.

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Als man zallt 1532, ist zu Oberndorf ain priester gewesen, genannt herr . . ., der [630] thett nun auch, wie gemainlich andere pfaffen und gaistlichen, das sie den burgern und andern zun weibern und döchtern nisten. Es war ein burger zu Oberndorf, hieß Schueler-Jocole, der het ain

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junge frawen. Nit waiß ich, ob deren der pfaff mehr gefiel, dann ir eheman, oder ob sie der geiz und die gueten weinstrinkle, wie oftermals beschicht, dahin brachten. Der pfaff und sie waren der sach ains, das er täglichs und wann er wolt, sein uftritt alda hett. Der man ward letzstlich, do

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der pfaff ie ain handtwerk darauß machen und sein geferd zu gar grob treiben ward, der sach gewar, und wiewol er ain fraidiger, unvertragner mentsch, das sich menigclichen eins todschlags versehen gehapt, nochdann gewann der handel ain bössern ußgang. Bemelter Jocole Schuler nam

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sich uf ain zeit an und thette dergleichen, als ob er über feld wandlen und in zwaien tagen sich nit versehe, widerumb heim zu kommen. Iedoch blib er in der stat und verschlueg sich heimlich im haus, alles unwissendt der frawen. Die thett dem pfaffen des mans abwesen zu wissen. Der kam

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eilends und spilt mit ir der zwerch nach im brett. Der man markt wol, wie es zugieng, schleucht herzu und findt den pfaffen ob dem weib, wie die tabule legum[1] sprechen, membra in membris. Derhalben er nit unbillich erzürnt, nimpt den pfaffen beim har und würft in uf den poden,

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bindt im alle viere zusammen und henkt in also an ainer stangen zum laden ußhin. Die huer springt darvon und enthielt sich ein tag oder etlich bei iren freunden. Die tedingten in der sach, und nam sie der man wider uf zu gnaden, iedoch sollt sie hinfüro sich wol halten. Wie das

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aber beschehen, waist unser lieber Herrgot. Aber der pfaff ist etlich stund also an der stangen offenlichen, helles, liechtes tags gehangen, das menigclichen zugesehen, und


  1. tabulae legum] vgl. hiezu Liebrecht, Germania XVIII, 182.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite xxx. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_636.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)