Seite:De Zimmerische Chronik 3 014.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

graben werde, und seind also sie baide richter zu haus gangen. Als nun die schergen den vermainten todten an das ordenlich ort geordnet und hinweg gen wellen, hat der ain zu dem andern gesagt: »Nun los! wie der knab hürchlet,

5

villeucht ist er abermals lebendig worden.« Und als sie die warheit und das er noch in leben, vernomen, sindt sie eilendts zu den mehrgedachten richtern geloffen und inen des knabens unversehenlichs leben verkündet. Und dieweil sollichs den richtern ein unglaubliche zeitung, giengen sie

10

eilends mit den schergen selbs, die warhait zu erkundigen. Do fanden sie den knaben in dem todtenbaum sitzendt und lebendig, iedoch seer schwach, dess sie hoch erschracken, und bevalchen ine in den spittal in ein warme stuben zu tragen. Bald, wie der knab erwarmet und zu sich selbs

15

kam, do klagt er sich an ainer achsel, darauf er übel gefallen were. Also wurdt er befragt, wer ime dann [was][1] gethon hette. Do sprach er: »Ich waiß es nit, mir ist, ich hab geschlaffen und sei uf diese axel gefallen, die thuet mir so wee.« Do wardt er weiter gefragt: »Wo bistu dann

20

gewesen? oder wer hat dich gefellt?« »Das waiß ich auch nit, ich bin aber uf ainer schönen grinen wissen gewesen, darin ist ain alter, herlicher man mit ainem langen, growen bart in einem sessel gesessen, und seind vil kleiner kneblen uf der wisen und umb ine geloffen, welche alle weise hembdle

25

und rote stimpf angehapt. Mich wundert aber, wie ich doch in das todtenhaus kommen sei.« Also do der knab von sollichen sachen anfieng zu reden, do haben die richter dem knaben solches und anders weiter zu reden oder in der statt zu offenbaren verbotten, auch den knaben gleich des

30

andern tags der statt verwissen.


Wie herr Johanns Wernher die vogteien, in der Höre gelegen, dem bisthum Costanz verkauft, auch von allerhandt sachen, Staufen und Hülzingen belangendt.

[645] Wir haben lengest vernomen, das weilunt der

35

alt herr Wernher freiherr zu Zimbern das dorf Hülzingen zum dritten tail, sampt Staufen und der vogtei in der Höre widerumb zu stammen und nammen Zimbern erkauft. Sol-


  1. was] dürfte zu ergänzen sein.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_014.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)