Seite:De Zimmerische Chronik 3 024.jpg

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In diesem capitel wurt vermeldet das herkomen der graven von Werdenberg und in wie vil linias sich dieselbigen vertailt haben.

Anno domini 1534, den 29 tag des monats Januarii

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umb 11 uren in der nacht, starb graf Christof von Werdenberg im schloß zu Sigmaringen, was der letst graf des stammens und nammens, und ward schilt und helm, wie in sollichen fellen gepreuchlich, mit ime vergraben; beschach zu Trochtelfingen, alda seine voreltem bei vil jaren ire

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begreptnusen gehapt. Seitmals aber diser graven von Werdenberg in unsern historia sovil gedacht wurt, sie auch die ergesten feindt und verfolger gewest, so das zimbrisch geschlecht ie gehapt, gleichwol es hernach, wie sie das haus Zimbern mehr dann umb ain hundert tausendt guldin zu

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schaden gepracht, zu beharrlicher frintschaft geraicht, so kan ich nit wol umbgeen, von irem herkommen, glück und unglück etwas zu vermelden, dann bei irem ufgang und abnemen der will und gewalt des allmechtigen reuchlichen zu speuren; und wann ain geschlecht am höchsten an ehren

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und vermüglichisten an leib und an zeitlichen güetern, alsdann ist der abgang oder abfahl manichmal am nechsten zu fürchten[1] und vor der thür. Es schreibt der Thoman Lirer[2] von Rankweil in seiner erdichten schwebischen cronica vom anfang und ursprung der graven vom Fanen und will

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sie von aim vertribnen kaiser Curione uß Rom her pringen, fabuliert derhalben wunderbarlich und ohne alle ordnung, iez von dem, dann von aim andern geschlecht, gleichwol ohne allen grundt, das ain ieder, dem die alten geschichten bewißt, greifen müesen, das er nur von hörensagen und

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wie von aim traum geschriben hat; und wiewol er am ende selbiger cronica schöne historias vermeldet von den graven von Montfort und auch den grafen von Werdenberg, so wurt es doch so einfeltigclich, als ob es ain gedicht und ain lauters mörlin were, beschriben. Welcher nur von so

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gar alten sachen deutscher nation schreiben will, insonderhait von geschlechtern, were not, das er wol gefast mit historien, oder aber, das er der sachen ein ansehen machen und glaublichen darvon reden könt. An dem ist kein zweifel, die grafen von Werdenberg und die andern grafen


  1. fürchten] hs. fruchten.
  2. Lirer] s. ausgabe Ulm 1486, blatt 6a. WS: Zu Lirer enthält die Vorlage eine handschrftliche Anmerkung.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band III. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_3_024.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)